Grüne wünschen sich Beteiligung an Konzept zur Anonymen Spurensicherung
6.000 bis 8.000 Vergewaltigungen werden in Deutschland jedes Jahr angezeigt. Die Dunkelziffer wird zehnmal höher geschätzt. Eine Vergewaltigung oder eine sexuelle Nötigung ist für das Opfer traumatisch. Wer sie erlebt hat, ist oft nicht in der Lage, davon zu erzählen.
Sexualisierte Gewalt ist in hohem Maß tabuisiert, sowohl von den Betroffenen als auch vom
Umfeld. Die Opfer haben Angst, dass ihnen nicht geglaubt wird oder ihnen sogar eine Mitschuld (sogenanntes „victim blaming“) gegeben wird. Hartnäckig hält sich die viel beschworene Gefahr von Falschanschuldigungen oder die noch immer verbreitete Vorstellung, das das Nein einer Frau eher doch eine versteckte Zustimmung sei.
„Kein Opfer trifft die Schuld an einer Vergewaltigung“, sagt Annette von dem Bottlenberg, Mitglied der Grünen Kreistagsfraktion. „Wir möchten alles an Hilfestellung geben, was möglich ist“ – deshalb setzt sich die Fraktion dafür ein, dass sich auch der Kreis Soest am Konzept des Landes NRW zur Anonymen Spurensicherung beteiligt. In enger Kooperation zwischen Polizei, Krankenhäusern und Beratungsstellen hat das Verfahren zum Ziel, gerichtsverwertbare Spuren zu sichern und zu dokumentieren – auch dann, wenn die Opfer zunächst keine Anzeige erstatten. „Es ist aus unserer Sicht nachvollziehbar, dass Opfer Zeit brauchen, eine Tat zur Anzeige zu bringen“, so Bottlenberg.
Körperliche und sexuelle Gewalt ereignet sich nicht selten in der Partnerschaft, im Bekanntenkreis oder in der Familie. Oft ist das Opfer der einzige Zeuge. Die Anonyme Sicherung der Spuren bedeutet Zeitgewinn. Zeit, um in Ruhe die Entscheidung für oder gegen eine Strafanzeige treffen zu können. Die Spuren werden zehn Jahre als mögliches Beweismittel gesichert. In einem Antrag an den Gesundheitsausschuss bitten die Grünen die Kreisverwaltung, die Einführung eines Gesamtkonzeptes zur Anonymen Spurensicherung zu initiieren und wo möglich koordinierend einzugreifen.
„Die Möglichkeit einer anonymisierten Spurensicherung kann dazu beitragen, betroffene Frauen zu ermutigen, sich zumindest medizinische Hilfe zu holen“, so Bottlenberg. Schon die Beteiligung an dem Projekt sei ein deutliches Signal, dass sexuelle Übergriffe Verbrechen sind.