Grüne machen sich auf den Weg: mehr Menschen aus benachteiligten Gruppen in die Politik
Mit Statements zu unterschiedlichsten Aspekten der Diversität und hochkarätigen Gästen gründeten die GRÜNEN im Kreis am 9. Juni 2023 in Soest ihren neuen Arbeitskreis Diversität. Trotz des Brückentages und des wunderbaren Sommerwetters kamen viele Mitglieder ins Hotel Susato, um das von vielen als historischen Schritt empfundene „Statut für Vielfalt“ mit Leben zu füllen. Die Kreisvorsitzende Sonja Raeck begrüßte die Gäste, darunter Arndt Klocke MdL, ehemaliger Landes- und Fraktionsvorsitzender.
Nelli Foumba Soumaoro, grüner Landtagskandidat aus Hamm, Sozialpädagoge mit eigener Fluchtgeschichte aus Guinea, sowie – online zugeschaltet – Christian Judith, der vielfaltspolitische Sprecher des Landesvorstands Schleswig-Holstein, und Ellen Kubica, Sprecherin der Grünen Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Behindertenpolitik komplettierten die Riege der externen Fachpolitiker*innen.
Es zeigte sich schnell, dass sich im KV Soest bereits einige Mitglieder mit eigenen Geschichten engagieren. So führte das aktuell für Vielfalt zuständige Kreisvorstandsmitglied Nabiha Ghanem auf dem E-Rollstuhl mit persönlichen Erfahrungen in das Thema des Abends ein: „Ich gehöre zu einer bei uns in der Partei früher kaum vertretenen Minderheit: ich bin in meiner Mobilität stark eingeschränkt und wohne auf dem Land, wo kein Bus fährt. Meine Lebensrealität ist anders als die von fast allen anderen Mitgliedern, und es war wichtig, diese bei uns GRÜNEN einzubringen.“
Wie vielfältig die Lebensrealitäten und damit verbundene Problemlagen sind, machte auch die EU-Abgeordnete Katrin Langensiepen in ihrem Videobeitrag deutlich. Armut und Behinderungen gehen oft Hand in Hand. Wer arm ist, hat es schwer, sich politisch zu beteiligen. Es beginnt schon beim Parteistammtisch im Ortsverband, wenn man sich die Getränke nicht leisten kann.
Christian Judith berichtete von den praktischen Schwierigkeiten und seinem langjährigen Einsatz für barrierefreie Geschäftsstellen. So wird selbst die Landesgeschäftsstelle in Schleswig-Holstein erst demnächst in barrierefreie Räume umziehen.
Nelli Foumba Soumaoro sprach seinen Glückwunsch aus, dass die GRÜNEN im Kreis Soest den Mut haben, sich auf den Weg zu machen. Denn es gäbe noch viel zu tun und er berichtete über den Hass und die Anfeindungen, die er als Landtagskandidat erdulden musste.
Mit seinem Input eröffnete Arndt Klocke den kontroversen Teil der Debatte: „Wir GRÜNE waren immer schon offen und vielfältig, Wir haben den ersten Menschen mit Behinderung, die ersten schwulen und lesbischen Abgeordneten gestellt. Cem Özdemir war 1994 der erste Abgeordnete mit Migrationshintergrund.“ Das sei also nichts neues, aber gut, nochmal genauer hinzuschauen. Er sei kein Verfechter einer festen Quote, auch wenn dies beim Frauenstatut wichtig sei. Aus seiner eigenen Erfahrung wisse er, dass man als Angehöriger einer Minderheit oft einen biografischen Rucksack zu tragen habe. Daher sei Empowerment so wichtig, „dass man Menschen unterstützt und ermutigt, dass man ihnen sagt, wir GRÜNEN sind eine Partei, die nicht nur offen ist, sondern wir wollen euch auch als Aktive Mitgestalter in unserer Politik, in unseren Gremien, in unseren Parlamenten“.
Dies war einigen zu „flauschig“, wie sich Christian Judith ausdrückte, einige verwiesen auf die in der Partei wie überall und bei jedem Menschen vorhandene unbewusste Diskriminierung. Die Wahlergebnisse bei Delegierten und Listenwahlen würden dies auch zeigen, daher brauche es Aufklärung und Bildungsarbeit. Ob man ohne eine sicherlich nicht einfache Quotierung auskomme, müsse sich zeigen.
Einig war man sich aber in der Bewertung des Abends, die Moderatorin Sarah Gonschorek zusammenfasste: „Diese Veranstaltung heute hat viel in unseren Köpfen angestoßen, wir haben viel gelernt, wir werden weiter daran arbeiten.“
Zum Abschluss überreichten die Kreisvorsitzenden Sonja Raeck und Christine Dembinsky dem frisch gegründeten Arbeitskreis ein Licht. „Licht ist das Symbol des Lebens und steht für Orientierung. Achtet darauf, dass das Licht nicht ausgeht“.
Interessierte Mitglieder sind herzlich gerne eingeladen sich jederzeit in unserem Arbeitskreis einzubringen.