Vor etwa 60 aufmerksamen Zuhörern erläuterte der Grünen-Europapolitiker Sven Giegold – seit 2009 Abgeordneter im Europäischen Parlament in Straßburg und dort auch profiliertes Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Währung – am 22. Februar 2017 im Café-Restaurant Thoholte in Geseke die spezifischen Vorstellungen von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN mit Blick auf die Zukunft der EU.
Unter der besorgt fragenden Überschrift „Ist Europa noch zu retten?“ zeigte der immer strukturiert, sehr verständlich und völlig frei sprechende Giegold auf, dass die Europäische Union nach dem Brexit-Entscheid Großbritanniens, dem Erstarken nationalistischer Bewegungen in Ungarn, Polen, Holland und Frankreich sowie dem Wirken der AfD in Deutschland wie selten zuvor in ihrer Geschichte unter Druck geraten sei. Dennoch hege er große Hoffnungen für die gemeinsame politische Zukunft des Kontinents, da die wichtigsten Themen der nächsten Jahre wie Klimawandel, Flüchtlingspolitik, erneuerbare Energien, Grünes Wachstum, Schutz der Umwelt und Schonung natürlicher Ressourcen – durchweg Kernthemen der GRÜNEN – niemals in den Grenzen des Nationalstaates bewältigt werden könnten, sondern immer nur im Rahmen von europaweit getroffenen Vereinbarungen.
Giegold ermunterte dazu, die Europäische Union, die er als bedeutende Wertegemeinschaft charakterisierte, weiter zu stärken, ohne jedoch zu früh über einen festeren Zusammenschluss der EU zu sogenannten Vereinigten Staaten von Europa nachzudenken. Stattdessen solle das politische Europa zunächst gemeinsame Projekte auf dem Gebiet der Wirtschafts-, Klima- und Umweltpolitik aus der Taufe heben (z.B. eine europäische Eisenbahn, europäisches Stromnetz, flächendeckendes schnelles Internet in Stadt und Land in ganz Europa), um rasch sichtbare Resultate für möglichst alle europäischen Bürger zu erzielen. Ebenso plädierte Sven Giegold für weitere Projekte zur Förderung des interkulturellen Austausches, auch in der Presse- und Medienlandschaft, wir bräuchten eine Art »Arte für Alle« um die Identifikation der Menschen mit der Europäischen Idee weiter zu entwickeln. Auch müssten die Sitzungen des Europäischen Rates transparenter gestaltet werden.
Eine lebhaft und teilweise auch kontrovers geführte Debatte mit den Zuhörern rundete Giegolds stets kompetenten, instruktiven und mitunter auch mit feiner Ironie gewürzten Vortrag ab.
Geseke ist definitiv bereit für mehr grün!